Dr. Richard Wagner

Dipl. Pädagoge und Dipl. Theologe
Familien- und Lebensberatung
Männer- und Jungenberatung

Kontakt

Telefon: 02653-7178325
Anschrift: 56761 Gamlen, Hauptstraße 57
dr-wagner@was-kinder-brauchen.de



Wer besucht meine Beratungspraxis?

Kinder und Jugendliche mit emotionalen, sozialen oder schulischen Problemen. Mütter und Väter, die sich Sorgen um ihre Kinder machen und Hilfe für die Begleitung ihrer Kinder und das Zusammenleben in der Familie suchen. Väter, die nach einer Trennung/Scheidung ihre Vaterrolle reflektieren und festigen wollen. Pädagogi*nnen, die ihre Erziehungspraxis reflektieren und ihre professionelle Beziehungskompetenz und dialogische Kommunikation weiterentwickeln wollen.

In meiner Beratung leitet mich die Einsicht, dass die Verhaltens-, Lern-- und Beziehungsprobleme der Kinder und Jugendlichen weder Charaktereigenschaften sind noch „bösen Absichten“ entspringen. Ihr „auffälliges“ Verhalten zeigt immer an, dass sie Hilfen brauchen, ihre persönlichen Entwicklungsaufgaben zu realisieren. In ihrer Persönlichkeitsentwicklung sind sie in ihren ersten 10 Lebensjahren zutiefst emotional abhängig von ihren Eltern und erzieherischen Bezugspersonen. Der folgende Gedanke drückt diese innere Abhängigkeit aus der Perspektive des Kindes aus:

„Ich (Junge/Mädchen)
sehe mich jetzt
durch deinen Blick (Vater, Mutter, Erzieher*in, Lehrer*in,
so, wie Du mich jetzt anschaust (ansprichst, behandelst)

Mit anderen Worten bedeutet dies: Ich entwickle mein Verhalten, mein Denken und Empfinden in umfassender Abhängigkeit von meinen Eltern und anderen erzieherischen Bezugspersonen.

Meistens schauen wir auf die Kinder mit dem Bestimmer-Blick und sprechen zu ihnen in dem Bestimmer-Ton. Wenn wir es nicht schaffen, mit Befehlen und Kommentaren das Verhalten der Kinder in unserem Sinne zu beeinflussen, werden die Kinder oft in Familie , Kita und Schule als „schwierige Kinder“, „aggressive Jungen“ oder „übergriffige Mädchen“ bezeichnet und als Problemkinder etikettiert.

Wir Erwachsene stoßen dabei im Umgang mit den Kindern oft an unsere erzieherischen und emotionalen Grenzen. Die folgende Szene könnte sich in zahlreichen Variationen in allen privaten (Familie) und öffentlichen (Kita, Schule) Erziehungsräumen ereignen: Kurz vor dem Mittagessen fordert die Erzieherin die Kinder auf dem Bauteppich auf, die Spielsachen in die Kisten und Regale einzuräumen. Alle Kinder reagieren, und nach einigen Aufforderungen und Bekräftigungen verlassen die Jungen und Mädchen den Bauraum. Nur Felix (fünf Jahre alt) baut weiter.


Erzieherin:

„Felix, du weißt doch, wir gehen gleich zum Mittagessen. Räume deine Bausteine in die Kisten, damit andere Kinder später auch damit spielen können.“

Felix:

zeigt keine Reaktion, spielt weiter.

Erzieherin:

„Hast du mich verstanden Felix? Räume jetzt bitte auf. Du kennst doch die Regel. Wir räumen immer nach dem Spielen auf.“

Die Erzieherin entfernt sich und nähert sich nach einer Weile wieder Felix. Sie bleibt dicht vor ihm stehen.

Erzieherin:

„Zum letzten Mal. Räum' jetzt auf. Sonst verpasst du das Mittagessen.

Felix, ohne sie anzuschauen:

„ Ich will nicht essen. Ich will bauen.“

Erzieherin, lauter:

“Das geht nicht. Alle gehen zum Essen. Du auch.“

...


Im Alltag schaukeln sich solche „Konflikte“ oft hoch. Die Erwachsenen fordern Einsicht und Gehorsam vom Kind. „Früher“ gehorchten die Kinder den Anweisungen der Eltern und Pädagog*innen, aus Angst vor den Sanktionen. Die Alternative zur autoritären Erziehung ist nicht das „Laufen lassen“, d.h. den Kindern in allen Situationen die Führung zu überlassen. In meinen Beratungen mit Vätern, Müttern und Pädagog*innen geht es darum, die erlebten Konflikte, erzieherischen Sackgassen und und die in ihnen erlebten Ängste und Irritationen gemeinsam zu reflektieren. Dabei ändern wir die Blick- und Fragerichtung. Die Selbstreflexion leiteten dabei folgende Einsichten.

  1. Ein Kind kann sich in seinen ersten 10 Lebensjahren nie anders verhalten, als es sich verhält. Sein Verhalten ist weder falsch noch trotzig oder böse.
  2. Das Kind drückt in seinem Verhalten aus, wie es ihm emotional und psychisch in der erlebten Situation („Räum' auf!“) geht. Somit richtet sich das Verhalten nicht gegen die erwachsene Person, sondern das Kind bleibt bei sich, bei seinen Emotionen, Zielen und Empfindungen.
  3. Verstehen die Erwachsenen das Verhalten des Kindes als emotionales Ausdrücken seiner eigenen Gefühle und Gedanken, dann nehmen sie das Verhalten des „schwierigen“ Kindes nicht mehr persönlich. Oft hilft es schon, wenn sie aufhören auf das Kind einzureden, sein Verhalten negativ zu kommentieren oder Sanktionen anzudrohen. Die Situation kann sich entspannen, wenn sie den Raum verlassen und das Kind einladen, ihnen zu folgen. Wenn es Hunger hat, wird es diese Einladung annehmen, wenn auch nicht sofort.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, denken Sie vielleicht, der hat gut reden, im Alltag klappt das nicht. Der Druck ist zu groß, um immer so entspannt zu reagieren. Ich nehme diesen Einwand ernst und habe Ihnen auch keine Erziehungstipps oder -rezepte anzubieten. In meinen Beratungen vor Ort (Kita, Schule, Elternabende, Vorträge) und in meiner Beratungspraxis lade ich die Pädagoginnen, Mütter und Väter ein, einen Perspektivenwechsel zu wagen. Wir sehen das Kind in seinen Bi Mutter und Vater und in seinen Beziehungen zu den erzieherischen Bezugspersonen in Kita und Schule.

Mein Motto lautet:

Machen wir uns gemeinsam auf den Weg zu einer Beziehungs-Kultur, in der die Eltern zu Hause und die Pädagog*innen in den öffentlichen Institutionen die Verantwortung für die Qualität der Beziehung übernehmen.


In allen schwierigen Situationen leiten die folgenden Fragen unser Gespräch:

  1. Was drückt mein Kind in seinem Verhalten aus?
  2. Was braucht mein Kind?
  3. Was kann ich/was können wir ihm geben?

Zurück